Die Hagebuttenlaterne
Die winterharte Frucht erglüht zur Unzeit,
Apfel des Dorns, ein kleines Licht für kleine Leute,
das nur von ihnen will, dass sie den Docht
der Selbstachtung am Leben halten,
und es nicht nötig hat, mit Glanz zu blenden.
Doch manchmal, wenn dein Atem frostig pludert,
wird er zur schweifenden Gestalt Diogenes‘
mit der Laterne, der nach seinem Mann sucht;
so spürst du auf einmal hinter dieser Frucht,
die er in Augenhöhe hält, den Schätzblick
und schreckst zurück vor ihrem dürren Fleisch,
vor ihrem Stich (dass er dich prüfte und freigäb!),
ihrer angepickten Reife, die dich misst, dann weiterzieht.
Seamus Heaney
Aus: Seamus Heaney. Die Hagebuttenlaterne. The Haw Lantern. Gedichte. Englisch u. deutsch. Aus dem Englischen übertragen von Giovanni Bandini und Ditte König. Hanser, München 1990